Die Grenzen von Altrhede auf einer Karte

Unter den Vereinsfeiern, die im Laufe des Sommers abgehalten werden, nehmen die Schützenfeste einen besonderen wichtigen Platz ein. Sie sind auch heute noch, wenigstens auf dem Lande, im besten Sinne Volksfeste; denn an ihnen nimmt die gesamte Bevölkerung der Landgemeinde, alt und jung, arm und reich, teil, Diese Feste, die ja schon von den Eltern, Großeltern und Vorfahren in gleicher Weise gefeiert wurden, müssen tief im Volke wurzeln, und man kann es verstehen, dass ein alter Schützenverein stolz auf seine reiche Vergangenheit ist.

1300 – 1400 Die St. Johanni-Bruderschaft

Von der Gründung und Anfangszeit der St. Johannes-Schützengilde ist uns nur sehr wenig bekannt. Gewiss hat man auch wohl vor dem Dreißigjährigen Kriege die Vereinsgeschichte niedergeschrieben, doch sind diese Bücher und Urkunden wahrscheinlich im 30-jahrigen Krieg umgekommen. Somit sind wir von der Gründerzeit bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts auf die mündliche Überlieferung angewiesen. Es besteht wohl kein Zweifel, dass die St.-Johannes-Schützengilde ihren Anfang in der St. Johanni-Bruderschaft hat. Diese Bruderschaft wurde vielleicht schon im 13. oder 14. Jahrhundert gegründet.

1400 – 1600 Die St. Johanni-Schützen

Als dann im 15. Jahrhundert sehr unruhige Zeiten und später noch die Religionswirren kamen, da war unsere Heimat eine unsichere Gegend. Um diese Zeit wird es gewesen sein, dass die Mitglieder der St. Johanni-Bruderschaft sich mit der Waffe übten und sich St. Johanni-Schützen nannten. Ihre Waffen bestanden aus Armbrust und Lanze, auch Picke genannt. Eine solche besitzt der Verein auch heute noch. Jahrhunderte hindurch standen die Schützenbrüder treu und fest zusammen und verteidigten sich, wenn Räuberbanden und fremde Söldnertruppen Haus und Hof in Gefahr brachten.

1618 – 1648 Der 30-jährige Krieg

Dann kam der 30-jährige Krieg von 1618 bis 1648. Diese Zeit war furchtbar. Viele Wohnungen und Wirtschaftsgebäude gingen in Flammen auf, hinzu kam noch die Geißel der Pest. Manche Bewohner wohnten in Plaggenhütten und hatten ein elendes Dasein. Der Friedensschluss fand 1648 zu Münster statt. Aber erst 1650 zogen die Hessen hier ab.

1652 - Gründungsjahr des St. Johannes-Schützenvereins Altrhede

Die Bewohner atmeten auf und fanden allmählich ihre Lebensfreude wieder. Man besann sich auf die stolze Vergangenheit der Schützengilde, die alsbald in hoher Blüte stand. Im Jahre 1660 wurde ein neues Rechnungsbuch angeschafft. Dieses in Schweinsleder gebundene Buch besitzt der Verein auch heute noch. Leider sind die ersten Blätter verloren gegangen; es reicht jetzt noch bis zum Jahre 1681.

1665 - Klote und Klotzinsen

Die Kosten, die mit dem Schützenfest verbunden waren, wurden zum größten Teil durch die Klotzinsen gedeckt. Die Gilde besaß nämlich von früher her ein kleines Kapital, das in sogenannte Klote - Geldbeträge an die Schützenbrüder ausgeliehen wurde. Damals kannte man noch keine Sparkassen. Für diese Klote mussten zwei Bürgen gestellt werden und bei jeder Feier ein Klotzins bezahlt werden. Erzielte man einen Überschuss, so wurden neue Klote gebildet, doch wurde auch manchmal ein Klot mitverbraucht, wenn man in Geldverlegenheit war; denn nicht immer wurden die Klotzinsen pünktlich bezahlt. Während der Jakobi-Schützenverein im Jahre 1665 nur 36 Mitglieder zählte, war die Mitgliederzahl in der St. Johannis-Schütterei meist größer. Sie betrug 1730 54, 1738 59, 1777 65 Schützen. Es waren 1682 29.½, 1703 33 ½, 1744 40, und 1777 42 Klote vorhanden.

1700 - alte Namen

Einige vor 1700 in den Mitgliederlisten genannte vielfach vorkommende Namen sind: Stoppdecker, Schmitzkamp, Wennink, Hesselink, Abrok, Besselink, Alferdink, Röttgerdinck, te Brügge, Uhlenbrock, Benninck, Hüninck, Gisinck, te Koppel, Niewerde, Haberding usw.

1756 - Der siebenjährige Krieg und die französiche Revolution

Während die Schützenbrüder bis 1698 fast jährlich feierten, so traten auch später größere Unterbrechungen ein. Die erste größere Pause war im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763, der unsere Heimat sehr in Mitleidenschaft zog. Die größte Unterbrechung ist von 1787 bis 1811 zu verzeichnen. Die französische Revolution und die Besiegung von ganz Preußen durch Napoleon nahm jede Freude am Feiern.

1764 neues Rechnungsbuch – Schütterie und Königshut

Das zweitälteste Rechnungsbuch beginnt mit dem Jahre 1764, also ein Jahr nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges, und endet mit dem Jahre 1923. Durchblättern wir diese Bücher, so sehen wir, dass unsere Vorfahren es auch verstanden, Schützenfeste zu feiern, wobei manche Tonne Bier zünftig geleert wurde. Die Vorbereitungen zu einer Schützenfestfeier besorgten zwei Gildemeister, die durch das Los bestimmt wurden. Auch fand vielfach an dem Hause des einen Gildemeisters das Schützenfest statt.

Es wurde an zwei Tagen meist in der zweiten Hälfte des Monats Juni oder Anfang Juli gefeiert. Es war aber mit jeder Feier nicht immer ein Vogelschießen verbunden. So können wir im ältesten Rechnungsbuch öfters lesen: ,,Die Schütterie ist gehalten worden, aber es wurde nicht geschossen!" - In späteren Jahren wurde auch oftmals an zwei Tagen geschossen, und so hatte man jeden Tag einen neuen König. Seit jeher bekam jeder König einen neuen Hut zum Zeichen seiner Königswürde, dafür hatte er als Gegenleistung eine Tonne Bier, in neurer Zeit mehrere Liter Branntwein zu geben. Auch musste er für das nächste Vogelschießen den Vogel liefern.

Ein Spielmann spielte zum Tanze auf und ein Schenker besorgte die Bedienung der Gäste. Auch Fremde konnten gegen Entrichtung eines Eintrittsgeldes an der Feier teilnehmen. - Da zu damaliger Zeit die meisten Schützenbrüder noch des Schreibens unkundig waren, wurden die Rechnungsbücher von einem schreibkundigen Mann geführt. So versichert im Jahre 1719 der Schreiber Andreas Baerbank, dass er „die St. Johanni-Schützengilde zu Altrhede ehrlich bedienen und treu für Ihr schreiben will". Die Ausgaben für den Schreiber waren immer so hoch wie für den Spielmann, nämlich 15 Stüber.

1777 - Fahnenweihe

Der Verein erhält am 29. Juni 1777 eine neue Fahne.

1811 - Schützenfest „französich“

Im Jahre 1811 fand das Schützenfest unter französischer Herrschaft statt. Kaiser Napoleon I. forderte alle Vereine auf, zu Ehren seines in diesem Jahre geborenen Sohnes Freudenfeste zu feiern, und so feierte man einen Tag Schützenfest, doch dann wurde erst 1822 wieder ein Schützenfest gefeiert.

Mit der Zeit waren die Schützenfeste immer kostspieliger geworden. Während man früher mit einem Spielmann auskam, ließ man jetzt 3 oder 4 Musikanten kommen.

Wenn auch im Jahre 1774 bei den Ausgaben zum ersten Mal die hl. Messe für die verstorbenen Schützenbrüder erwähnt wird, so ist doch wohl anzunehmen, dass dieses keine neue Einrichtung war, sondern diese auch schon in früheren Jahren stattgefunden hat und die Kosten von den teilnehmenden Schützenbrüdern bezahlt wurden. Um diese Zeit kommen in dem Rechnungsbuch auch die ersten militärischen Namen vor wie Kapitän, Leutnant, Fähnrich und Korporal. Im Jahre 1777 erhielt die Schützengilde eine neue Fahne. Im Jahre 1822 wurde dem ältesten Schützenbruder Alexander Röttering, der den Ehrentitel „General“ trug, ein Silberschild auf Lebenszeit verliehen.

1826 - Schützenfeste links und rechts vom Rheder Bach

1826 wurde beschlossen, dass die Schützenfeste zweimal aufeinanderfolgend links, dagegen nur jedes dritte Jahr rechts vom Rheder Bach gefeiert werden sollten. Ein längeres Schreiben aus dem Jahre 1838 besagt, dass die Schützenbrüder mit einem grünbekränzten Wagen und Musik nach Rhede gezogen seien, um den Pfarrer und den Bürgermeister nebst den Beigeordneten zum Schützenfest zu holen. Im Jahre 1878 wurde beschlossen, alle zwei Jahre eine Generalversammlung einzuberufen, um darüber abzustimmen, ob gefeiert werden soll oder nicht.

1880 - Alte Fahne von 1777 verbrennt und neue Fahne wird beschlossen

Seit dem Jahre 1880 findet nur an einem Tage ein Vogelschießen statt, auch bekommt der König keinen Hut mehr, sondern eine feste Geldsumme. In einem Bericht vom 31. Mai 1899 heißt es wörtlich: ,,Die Fahne, welche unsere Vorfahren am 29. Juni 1777 erhielten, ist am 17 September 1894 bei Johann Howes in Altrhede samt seinem Wohnhaus verbrannt. Es ist der Wunsch aller Schützenbrüder eine neue Fahne anzuschaffen.“

1910 – 250-jähriges Jubiläum

Im Jahre 1910 wurde das 250-jährige Bestehen der Schützengilde in großzügiger Weise gefeiert. Wie groß in diesem Jahre der Schützengeist war, ersehen wir daraus, dass auf diesem Fest beschlossen wurde, künftig jedes Jahr zu feiern.

1914 – Der erste Weltkrieg

Doch schon 1914 kam der Weltkrieg und mit ihm waren die Schützenfeste dahin. Von den vielen Opfern die der unselige Krieg forderte, waren sechs Schützenbrüder gefallen.

1920 Erstes Schützenfest nach dem Krieg

Im Jahre 1920 beschloss man, dem Erbe und der Sitten unserer Vorfahren treu zu bleiben und in althergebrachter Weise ein Schützenfest zu feiern. Da die Mitgliederzahl sich immer mehr erhöhte, machte man neue Klote hinzu und lieh diese an die neu eingetragenen Schützenbrüder aus. Aber die dann folgende Inflation nahm alle Ersparnisse, so auch die kleinen Darlehn-Klote, die von der Schützengilde ausgeliehen waren, hinweg.

1929 – Fahnenweihe

Dieses konnte aber den Mut der Schützenbrüder nicht drücken Die Heimatliebe, die in den Reihen der Mitglieder herrschte, hat es vermocht, einen lang ersehnten Wunsch in die Wirklichkeit umzusetzen; denn am 17. März 1929 fand eine Generalversammlung bei Bernhard Elting statt. Nach eingehender Beratung an Hand von Offerten aus Köln, Bonn und Münster wurde beschlossen, der Firma Schwiesen und Diepenbrock aus Münster die Lieferung der Fahne zum Preise von 400 RM zu übertragen.

Zu einer imposanten Feier gestaltete sich das Schützenfest mit Fahnenweihe am 5. und 6. Mai 1929. Nach altem Brauch wurde die Feier mit einem gemeinsamen Gottesdienst eingeleitet. Böllerschüsse verkündeten dann den Beginn der weltlichen Feier. Um 7 Uhr trafen sich die Mitglieder zur Besichtigung der neuen Fahne. Die Ausführung derselben, und insbesondere das Bildnis des Schutzpatrons Johannes des Täufers fand allseitige Anerkennung. Nachmittags um 15 Uhr war der Verein vollzählig angetreten und holte die eingeladenen 9 Schützenvereine mit einer großen Musikkapelle ab.

Diese hatten mit mehreren Musikkapellen zu beiden Seiten der Krechtinger Landstraße Aufstellung genommen. In einem offenen Viereck gruppierten sich die Vereine auf der Festwiese von Hermann Niehaves, wo auch das Festzelt aufgebaut war. Der Vorsitzende Bernhard Tebrügge begrüßte alle Erschienenen auf das Herzlichste. Er erinnerte daran, wie der Verein vor 33 Jahren beim Wohnhausbrand des Fähnrichs seine Fahne verloren habe. Nun freue man sich, wieder eine Fahne zu besitzen. Mittlerweile hatten sich bei dem schönen Wetter wohl 500 Zuschauer eingefunden. Drei Damen des Vereins trugen folgenden Prolog vor:

Willkommen all ihr lieben Gäste,
Von nah und fern herbeigeeilt,
Willkommen heut zu unserm Feste
Ihr alle, die ihr bei uns weilt.
Freut euch, ihr Altrheder Schützen,
Die Ihr ja heut das Glückskind seid,
Was kann das Klagelied euch nützen,
Ihr seid von langer Not befreit,
Was Feuersbrunst vor 30 Jahren,
In blinder Wut euch hat zerstört,
Was ihr erhofft seit jenen Tagen,
Ist heute, Gott sei Dank, erhört;
Denn vor euch strahlt in Maienwehn
Des neuen Banners herrlich Zier,
Könnt stolz nun in die Zukunft sehen,
Sie sei euch Führer und Panier.
So wollen wir in dieser Stunde
Die neue Fahne festlich weihn
Und mit ihr leben soll im Bunde
Der St. Johannes-Schützenverein!

Die Weihe wurde von Bürgermeister Dörner vorgenommen, der auch eine schöne Ansprache hielt. Die Weihe einer Fahne sei für einen Verein immer ein besonderes Ereignis, ist sie doch das Symbol der Treue und Zusammengehörigkeit. Das Gründungsjahr, das bestimmt Jahrhunderte zurückliegt und der Verein wohl sehr alt ist, konnte auf der Fahne nicht angegeben werden. Möge es einer späteren Generation vergönnt sein, es genauer festzustellen. Nach Enthüllung der Fahne überreichte er diese dem Vorsitzenden mit dem Wunsche, der Verein möge fest und treu zur Fahne stehen.

Nun wurden von allen Schützenvereinen des Amtsbezirks mit kurzen Ansprachen Fahnennägel gestiftet. Nach einem schneidigen Parademarsch, folgte ein Umzug unter Führung zweier Herolde in mittelalterlicher Tracht.

Es folgten die Vereine, jeder Verein bot ein anderes Bild. So waren viele Schützenbrüder in der alten deftigen Bauerntracht gekommen - blauen Käl, bomesiedene Kappe, rode Söcke, haage Klompen mett halflange Pippe.

lm Festzelt stieg der Frohsinn und die Gemütlichkeit auf Hochtouren und die jüngere Generation staunte sehr, als sie sah, dass man im ,,blauen Käl met hoge Klompen" noch elegant tanzen kann. Als nun zum letzten Tanz aufgespielt wurde, hatten so manche jungen Leute ihr Ideal gefunden und die Nachtigall hatte ihr Abendlied in der herrlichen Maiennacht längst beendet.

1935 – Es wird im Zelt gefeiert

Hatte man bisher immer im Hause eines Schützenbruders gefeiert, so wurde bei der Fahnenweihe und auch in den folgenden Jahren immer in einem geräumigen Festzelt gefeiert. Die Mitgliederzahl hatte sich seit 1910 fast verdoppelt. Im Jahre 1935 konnte die Schützengilde auf ein 275-jähriges, nachweislich ununterbrochenes Bestehen zurückblicken.

1937 – „Vereinsführer“ und „Heimatschutzverein“

Am 27. Juni 1937 bekam der Feldwebel Gerhard Weidemann, der von 1908 an diesen Posten vorbildlich versah, ein sinniges Geschenk. Am 29. Oktober 1938 fand bei Josef Klein-Heßling eine Generalversammlung statt. Der Vorsitzende teilte mit, dass laut Satzung des Deutschen Schützenverbandes ein Vereinsführer gewählt werden müsse. Der bisherige Vor-sitzende Bernhard Tebrügge wurde hierauf auch als Vereinsführer gewählt. Darauf teilte der Vereinsführer mit, dass der Verein eine Fahne des Deutschen Schützenbundes erhalten habe.

Diese Fahne würde am 19. November 1938 in Bocholt im Schützenhause geweiht, man möge zahlreich daran teilnehmen Die Kosten für die Eintrittsgelder würden laut Beschluss der Versammlung von der Vereinskasse bezahlt. Schließlich meldeten sich 18 Mitglieder. Fünf davon haben sich dann noch gedrückt. Auf der Generalversammlung im März 1939 gab der Vereinsführer bekannt, dass das Tragen von Vereinsfahnen, Degen, Schärpen, Hüten und Achselstücken vom Unterkreisführer verboten sei.

Hierüber war man sicherlich erbost. Der Fahnenschrank, der bisher bei dem verstorbenen Schützenbruder Johann Knuf aufgestellt war, wurde am 5. August 1938 nebst Fahne, Degen, Offiziershüte und anderen Vereinssachen nach Josef Klein-Hessling gebracht. Das letzte Schützenfest vor dem furchtbaren Krieg, fand am 15. und 16. Mai auf dem Hofe von Heinrich Mümken statt. Nach einer Polizeiverordnung musste auch ein Kugelfang angebracht werden.

Was nun berichtet werden kann, gereicht dem Schützenverein zu hoher Ehre. Die Schützenbrüder waren nicht geneigt, sich den Bedingungen der neuen Machthaber unterzuordnen. Die Bedingungen waren: Beitritt zum NS-Schützenbund und Beiträge abführen, öfteres Schulschießen unter Aufsicht von Fremden usw. In kluger Weise entschloss man sich nun den Schützenverein in Heimatverein umzutaufen.

Unter dem Namen „Heimatschutzverein“ trat man dem Westfälischen Heimatbund bei. Man hatte den anderen ein Schnippchen geschlagen. War diese Namensänderung auch mehr formal und als zeitbedingte Zweckmäßigkeit zu werten, so muss man doch sagen, dass Heimatliebe und Heimattreue im Schützenverein immer besonders gepflegt worden sind. Seine ganze Geschichte und Vergangenheit mit den alten Rechnungsbüchern, der Fahne und dem Königssilber ist zugleich ein Stück Heimatgeschichte.

1939 – Der zweite Weltkrieg

In den Morgenstunden am 1. September 1939 begann auf Befehl von Hitler der unselige Krieg. Während der Weltkrieg 1914/18 an Toten des Vereins 9 Opfer forderte, mussten diesmal 28 Vereinsmitglieder diesen Wahnsinn mit dem Leben bezahlen.

1949 – erste „General“ nach dem Krieg

Nach zehnjähriger Pause fand am 18.4.1949 auf dem Hofe von Bernhard Damhues eine Generalversammlung statt. Einstimmig wurde beschlossen, auf diesem Hofe am 16. und 17. Mai das Schützenfest zu feiern. Der Verein zählte 114 Mitglieder. Am ersten Festtage erschien Pfarrer Grosse-Schanze und am zweiten Festtag der Amtsbürgermeister und Amtsdirektor. Das Vogelschießen wurde mit der Armbrust ausgeführt nach alter Germanenart, das Tragen von Schusswaffen war noch verboten. Trotzdem war die Festesfreude nach so langer Trauerzeit recht gut. Vorsitzender und Oberst gedachten in rührenden Worten der Kriegsopfer und des verstorbenen langjährigen Schützengenerals Bernhard Weidemann.

An dem Jubelfest des 200-jährigen Bestehens des Bürgerschützenvereins Krechting nahm der Verein geschlossen teil und überreichte dem Verein einen Fahnennagel.

1950 – Jubiläen und Schießen mit der Armbrust

Am 1. und 2. Mai 1950 wurde bei herrlichem Wetter das Schützenfest auf dem Jahrhunderte alten Hof der Witwe Josef Giesing gefeiert. Auch diesmal musste noch mit der Armbrust geschossen werden. Sehr viele Zuschauer hatten sich eingefunden.

An der Fahnenweihe des St. Georgius-Schützenvereins am 4. Juni 1950 in Vardingholt, nahm der Verein geschlossen teil und überreichte einen Fahnennagel.

Am 2., 3. und 4. Juli feierte der St. Johannis-Schützenverein in Vardingholt-Spoler, mit großer Feierlichkeit sein 300-jähriges Bestehen. Auch hierbei war der Verein stark vertreten und überreichte einen Fahnennagel. Überhaupt waren die Schützenfeierlichkeiten im Jahre 1950 im ganzen Amtsbezirk recht groß. Im Jahre 1951 fand das Schützenfest am 21. und 22. Mai auf dem Hofe von Bernhard Klein Hessling statt. Hierbei wurde der Schriftführer und Feldwebel Gerhard Weidemann für seine langjährige Tätigkeit vom Oberst zum Generalfeldwebel ernannt und ihm eine diesbezügliche Urkunde überreicht.

1952 – 300-jähriges Jubiläum

Am :1., 2. und 4. Mai feierte der Verein sein nachweisbar 300-jähriges Bestehen auf dem Gehöft von Bernhard Hungerkamp. Ein großes Festzeit war dort errichtet. Morgens fand ein Seelenamt für die Gefallenen und Verstorbenen in der St. Gudula-Kirche statt. Die große Festfeier fand auf der Wiese von Gerhard Essingholt an der Krechtinger-Landstraße statt. In einer fein durchdachten Ansprache begrüßte der Vorsitzende Bernhard Tebrügge alle Ehrengäste, die Schützenvereine und alle Festteilnehmer.

Eine sehr große Anzahl Zuschauer hatte sich bei dem schönen Maiwetter eingefunden. Ansprachen hielten Pfarrer Große-Schanze und Amtsbürgermeister Mittelmann. Folgende Vereine waren erschienen und übergaben einen Fahnennagel. St. Jakobi-Schützenverein Rhede, Junggesellen-Schützenverein Rhede, Bürger-Schützenverein Krechting, St. Georgius-Schützenverein Krommert-Renzelhook, Bauernschützenverein Crommert, St. Johannis-Schützenverein Vardingholt-Spoler und der St. Georgius-Schützenverein Vardingholt. Am zweiten Festtag beim Vogelschießen erschienen Landrat Renzel und Amtsdirektor Arping.

Das Schützenfest 1953 fand am 1. und 2. Juni auf dem Hofe von Alois Elting statt. Im Jahre 1954 fand das Schützenfest auf dem Hofe von Johann Epping statt. Am 23. und 24. Mai fand das Schützenfest für 1955 auf dem Hofe von Johann Bessling statt. Das Vogelschießen für das Jahr 1956 auf dem Hofe von Bernhard Uhlenbrock war mit großen Schwierigkeiten verbunden. Und dieses kam so:

1955 – Aufregung über den Kugelfang

Vom Innenministerium von Nordrhein Westfalen, wo man anscheinend wenig Verständnis für altes Brauchtum hatte, war eine Verfügung am 7.9.1955 an den Regierungspräsidenten ergangen, wonach das Vogelschießen künftig nur auf Schießständen stattfinden dürfe. In rein landschaftlichen Gebieten, wo keine Wohnungen wären, dürfte das Vogelschießen nur dann stattfinden, wenn ein mächtiger Kugelfang über den Vogel errichtet wäre. Man war über diese Verordnung mit Recht erbost. Die Anbringung kostete viel Geld und ein Vogel unter einem Kugelfang passt nicht zum Schützenfest.

Nun war der damalige Regierungspräsident Hackethal auch Vorsitzender des Westfälischen Heimatbundes.

In einem längeren „,LT“-Telegramm berichtete der Heimatverein Rhede über die Erregung, die in den Reihen der Schützenbrüder über die Verordnung des Innenministers herrsche. Seit Menschengedenken sei hier bei allen Schützenvereinen im gesamten Amtsbezirk noch nicht der kleinste Unfall vorgekommen. Das wilde Rasen auf den Landstraßen sei viel gefährlicher und außerdem würde nur mit kleiner Munition geschossen.

Das Schießen auf Flugwild mit schwerer Munition in teils bewohnten Gegenden, müsste doch viel eher verboten werden. Man habe hier den Eindruck, als wolle man in Düsseldorf, hier im Münsterland altes Brauchtum abschaffen. Die Antwort des Regierungspräsidenten traf schon nach 2 Tagen ein. Hierin wurde betont, dass der Regierungspräsident sich für eine Milderung dieser Verordnung einsetzen würde.

Am folgenden Samstag erschien im Bocholter Volksblatt unter der Rubrik ,, Bännätzken on Ohme“ folgende Notiz:

Bännätzken:„Meinee Ohme, watt wiss dou met den Flitzeboggen? Gehst dou int Theater on spölst Wilhelm Tell?”
Ohme:,,Nee Bännätzken, denn Flitzeboggen es för de Schützenfeste, de dröppt ne mer mett Köggelkes scheeten, datt well de Regierung net mer heppen.“
Bännätzken:„Dann loot de Schützen mer uppassen, datt de den Voggel van de Regierung net affscheet.“

Vier Tage nach dem Schützenfest erschien in der Borkener Zeitung ein Artikel unter dem Titel „Schützenvogel unter dem Baldachin“. In diesem Artikel wurde die Anordnung der Regierung in Düsseldorf scharf kritisiert. Von beiden Zeitungen wurde ein Ausschnitt an das Innenministerium nach Düsseldorf eingesandt. Eine Antwort ist nicht erfolgt. Die haben sicher gedacht „Diese westfälischen Dickköpfe“.

Der Vogel unter dem großen Baldachin bot ein jämmerliches Bild. Die alten Schützen zogen denn auch die Konsequenz aus diesen erschwerten Umständen und überließen die Königswürde einem Jungschützen.

Das Schützenfest 1957 fand auf dem Hofe von Theodor Tebrügge statt. Seit einigen Jahren feierte der Verein auch ein Erntedankfest und ebenso ein Winterfest. 1958 wurde das Schützenfest auf dem Hofe von Johann Epping gefeiert. Wie alljährlich begann der erste Tag mit einem Gottesdienst zu Ehren der Verstorbenen.

1955 - -Einweihung des Ehrenmals

Am 1. Oktober 1955 wurde das Kriegerehrenmal bei dem Gute Heinrich Bessling durch Pfarrer Grosse - Schanze feierlich eingeweiht. Wohl sämtliche Schützen und die Angehörigen der Gefallenen und Vermissten waren bei der kirchlichen Weihe anwesend. Die im Jahre 1920 errichtete Herz-Jesu-Statue war zu einem Ehrenmal umgebaut worden.

An jeder Seite der Statue befindet sich eine Marmortafel mit den Namen der Kriegsopfer, darüber je eine Laterne. Es liegt ein tiefgläubiger Sinn darin, dass am Todestag eines Gefallenen die Laternen brennen. Vor dem Ehrenmal befinden sich schön gepflegte Anlagen. Gegenüber, jenseits des Weges befindet sich in einer Waldecke eine dreiteilige Bank.

Von hier aus hat man eine herrliche Aussicht über das Kottland und Altrheder Gebiet. Bei jedem Schützenfest und auch hei besonderen Anlässen wird ein Kranz am Ehrenmal niedergelegt. Im Sommer hält der Schützenverein. auch eine Andacht dort ab. Die Teilnahme ist immer sehr groß. Herr Pfarrer Rüve, der großes Interesse für den Verein hat, ist auch immer anwesend.

1959 – 1963 Vogelschießen und feiern an verschiedenen Plätzen

Im Jahre 1959 fand das Schützenfest auf dem Hofe von Bernhard Wenning statt. Das Vogelschießen musste laut Anordnung auf dem Hofe von Theodor Tebrügge stattfinden. Der langjährige Hauptmann Johann Steverding wurde zum Ehrenhauptmann ernannt.

Am 7. und 8. Juni 1960 wurde das Schützenfest auf dem Hofe von Johann Mümken gefeiert.

Dafür forderte Mümken eine Entschädigung von 150,-- DM. Das Vogelschießen fand aber auf dem Hofe von Bernhard Uhlenbrock statt.

Im Jahre 1961 fand das Schützenfest auf dem Hofe von Johann Epping statt. Am 29. und 30. April fand das Schützenfest in einem geräumigen Festzeit auf dem Hofe Johann Mümken statt. Es war noch Aprilwetter. Das Schützenfest 1963 fand in einem geräumigen Festzelt auf dem Hofe von Josef Möllmann statt.